Klimaschutz in der Produktion
In der globalen Textil- und Bekleidungsindustrie entstehen CO2-Emissionen vor allem bei der Gewinnung und in der Produktion textiler Fasern sowie innerhalb energieintensiver Verarbeitungsprozesse, zu denen beispielsweise Färben, Waschen oder Bleichen gehören. HUGO BOSS ist sich seiner Mitverantwortung zum Schutz von Umwelt und Klima bewusst. Die Einführung und Weiterentwicklung umwelt- und klimafreundlicher Prozesse bei unseren Lieferanten ist für uns dabei ebenso wichtig wie die Umsetzung entsprechender Maßnahmen an den eigenen Produktionsstandorten.
Interne Richtlinien und Standards zu Klimaschutzthemen in der Lieferkette werden vom Zentralbereich Group Strategy and Corporate Development vorgegeben und in engem Austausch mit der Abteilung Sustainable Supply Chain Management umgesetzt. Zudem koordiniert das zentrale Umweltmanagement-Team in enger Abstimmung mit den lokal Verantwortlichen entsprechende Maßnahmen an den eigenen Produktionsstätten. Der CFO/COO wird insbesondere im Rahmen des Sustainability Committees regelmäßig über die Fortschritte zur Erreichung der Klimaschutzziele des Konzerns informiert. Zudem besteht ein direkter Berichtsweg des Zentralbereichs Group Strategy and Corporate Development zum CEO.
Ziele
Als Unterzeichner der Fashion Industry Charter for Climate Action unter der Schirmherrschaft der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) strebt HUGO BOSS, gemeinsam mit anderen Unternehmen der Modeindustrie, nach einem Netto-Null bei klimaschädlichen Emissionen bis zum Jahr 2050. Im Geschäftsjahr 2022 hat HUGO BOSS seine Klimaziele überarbeitet und dabei an die gestiegenen Anforderungen der UNFCCC angepasst. Fortan verfolgen wir das Ziel, unsere eigenen CO2-Emissionen (Scope 1 und Scope 2) bis 2030 effektiv, das heißt ohne zusätzliche Kompensation, um mindestens 50 % zu senken (Basisjahr: 2019) und bis 2050 entlang der gesamten Wertschöpfungskette Netto-Null zu erreichen. Die bisherigen Klimaneutralitätsziele von HUGO BOSS bis 2030 bzw. 2045 wurden damit abgelöst.
Maßnahmen
Mit zahlreichen Maßnahmen und Initiativen an unseren eigenen Standorten und in der Lieferkette setzen wir uns für den globalen Klimaschutz ein. Zur Definition geeigneter Maßnahmen engagieren wir uns im Rahmen der Fashion Industry Charter for Climate Action unter anderem in Arbeitsgruppen zu den Themen „Rohwaren“ und „Energieeffizienz und erneuerbare Energien im Herstellungsprozess“.
Im Einklang mit der UNFCCC arbeiten wir gemeinsam mit unseren Lieferanten daran, die Umweltauswirkungen in der Lieferkette nachhaltig zu reduzieren. Dabei ist die Einhaltung gesetzlicher Umweltanforderungen fester Bestandteil der Lieferantenverträge. Zusätzlich beschreibt unsere auf der HUGO BOSS Unternehmenswebsite veröffentlichte Umweltpolitik eine Vielzahl von Umweltschutzgrundsätzen sowohl für unsere eigenen Produktionsstätten als auch für die unserer Zulieferer. Sie reflektiert unsere im Rahmen der Fashion Industry Charter for Climate Action verfolgten Aktivitäten und Ziele. Auch unser Lieferantenverhaltenskodex enthält umfassende Richtlinien zur Einhaltung von Umweltschutzauflagen. Zusätzlich schreibt HUGO BOSS für seine Lieferanten mithilfe eines öffentlich zugänglichen Leitfadens für nachhaltigere Produkte verbindliche Nachhaltigkeitskriterien hinsichtlich der Verwendung und Verarbeitung textiler Fasern und Materialien fest.
Im Rahmen regelmäßiger Umweltaudits erfassen wir unter anderem die Maßnahmen unserer Lieferanten zum Energiemanagement und deren CO2-Ausstoß. Dabei greifen wir auf externe Auditoren zurück. Für den Fall, dass Verstöße gegen Umweltauflagen festgestellt werden, erarbeiten wir gemeinsam mit dem jeweiligen Lieferanten Maßnahmenpläne, deren Umsetzung in Folgeaudits überprüft wird. Um die Umwelteinflüsse unserer Partner transparenter und messbarer zu machen, hat HUGO BOSS mit weiteren Unternehmen im Jahr 2021 ein Resource Efficiency Module (REM) entwickelt, das den Lieferanten eine Erfassung ihrer Verbrauchsdaten ermöglicht und die Reduktion schädlicher Emissionen unterstützen soll. Im Geschäftsjahr 2022 wurden bereits mehr als 50 Lieferanten an das REM angebunden. In den kommenden Jahren soll der Anteil stetig erhöht werden.
Auch mittels geeigneter Schulungen wollen wir unsere Lieferanten regelmäßig zu Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen informieren und auf die Etablierung standardisierter Energie- und Umweltmanagementsysteme hinwirken. Das von HUGO BOSS in Zusammenarbeit mit der UNFCCC sowie weiteren Organisationen und Unternehmen entwickelte, webbasierte „Climate Action Training“ ist öffentlich zugänglich und wurde 2022 in weitere Sprachen übersetzt. Damit steht es nun in insgesamt fünf Sprachen zur Verfügung.
Als Mitglied der Better Cotton Initiative (BCI) engagieren wir uns gemeinsam mit anderen Unternehmen für eine Reduktion der Umweltauswirkungen, die beim Anbau und in der Verarbeitung von Baumwolle entstehen. Baumwolle ist das von HUGO BOSS mit Abstand am meisten eingesetzte Material. Die BCI verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz zur umwelt- und klimaschonenden Baumwollproduktion, der neben ökologischen auch soziale und ökonomische Aspekte berücksichtigt. Außerdem sind wir im Jahr 2022 eine strategische Partnerschaft mit der indischen Farminitiative Raddis eingegangen, die mit dem Anbau von regenerativer Baumwolle einen Beitrag zu Klimaschutz und Biodiversität leistet.
Die Auswirkungen unserer eigenen Produktionstätigkeit auf das Klima sind im Vergleich zu denen aufseiten externer Lieferanten nur gering, da insbesondere die vorgelagerten Wertschöpfungsstufen CO2-lastige Prozesse beinhalten. Dennoch spielt die Reduktion der Energieverbräuche und CO2-Emissionen an unseren eigenen Produktionsstandorten eine wichtige Rolle. Bei der kontinuierlichen Weiterentwicklung unseres Umweltmanagements orientieren wir uns an den internationalen Normen ISO 14001 (Umweltmanagement) und ISO 50001 (Energiemanagement). Unser mit Abstand größter eigener Produktionsstandort in Izmir (Türkei) ist bereits seit 2014 nach beiden Normen zertifiziert.
Zur weiteren Reduktion der CO2-Emissionen an den eigenen Produktionsstandorten setzen wir vor allem auf den Einsatz energieeffizienter Technologien, die Modernisierung und Erneuerung technischer Anlagen sowie eine Erhöhung des Anteils erneuerbarer Energien. So bezieht HUGO BOSS bereits seit dem Jahr 2020 in sämtlichen eigenen Werken seine Energie aus erneuerbaren Quellen. 2022 haben wir in diesem Zusammenhang eine Photovoltaikanlage an der Produktionsstätte in Izmir (Türkei) in Betrieb genommen. Die im Rahmen des eigenen Umweltmanagements gewonnenen Erkenntnisse sollen uns helfen, gemeinsam mit unseren Lieferanten in den kommenden Jahren weitere Fortschritte bei der Reduzierung der Umwelt- und Klimaauswirkungen in der Lieferkette zu erzielen.
Leistungsindikatoren
Im Geschäftsjahr 2022 reduzierten sich die gemäß Greenhouse Gas Protocol berechneten Scope 1 und marktbasierten Scope 2 Emissionen von HUGO BOSS gegenüber dem Basisjahr 2019 um 7 % auf 29.735t (Scope 1 und standortbasierte Scope 2 Emissionen: 52.549t). Diese Entwicklung spiegelt vor allem eine Reduzierung des konzernweiten Energieverbrauchs sowie die Erhöhung des Anteils an Ökostrom im Vergleich zum Basisjahr wieder. Weitere Informationen zur Klimastrategie und zu den Klimazielen sowie den Scope-3-Emissionen sind dem Nachhaltigkeitsbericht 2022 zu entnehmen.
Circularity
Angesichts der umfassenden Umweltauswirkungen der globalen Textil- und Bekleidungsindustrie sieht sich HUGO BOSS in der Verantwortung, einen positiven Beitrag zur Schonung der Ökosysteme sowie zum Erhalt wertvoller Ressourcen zu leisten. In diesem Zusammenhang haben wir das Thema Circularity fest in unserer Nachhaltigkeitsstrategie verankert. Dabei rückt das grundsätzlich auf Langlebigkeit ausgerichtete Design unserer BOSS und HUGO Produkte noch stärker in den Mittelpunkt.
Das Thema Circularity wird bei HUGO BOSS aufgrund seiner strategischen Bedeutung übergeordnet durch den Zentralbereich Group Strategy and Corporate Development gesteuert, der unter anderem die zukünftige Ausrichtung und die Zielsetzungen festlegt und koordiniert. Die operative Verantwortung liegt vor allem bei den Design-, Produkt- und Vertriebsverantwortlichen, die entsprechende produktbezogene Maßnahmen definieren und umsetzen. Zudem treiben themenspezifische Arbeitsgruppen den Erfahrungsaustausch im Bereich Circularity gezielt voran. Der CFO/COO wird im Rahmen des Sustainability Committees regelmäßig über die Fortschritte zur Erreichung gesteckter Ziele im Bereich Circularity informiert. Zudem besteht ein direkter Berichtsweg des Zentralbereichs Group Strategy and Corporate Development zum CEO.
Ziele
HUGO BOSS arbeitet verstärkt daran, ein durchgängiges Kreislaufwirtschaftsmodell zu etablieren. So haben wir uns zum Ziel gesetzt, dass bis zum Jahr 2030 80 % unserer Produkte kreislauffähig sind.
Maßnahmen
Bereits in der Design- und Produktionsphase haben wir uns zum Ziel gesetzt, die Nutzungsdauer unserer Produkte weiter zu verlängern, Materialkreisläufe zunehmend zu schließen und den Einsatz hochwertiger, recycelbarer Materialien zu forcieren. Dabei spielt die Verwendung von erneuerbaren und recycelten Rohstoffen eine entscheidende Rolle. So arbeiten wir beispielsweise gezielt daran, den Anteil recycelter Fasern in unseren Produkten stetig zu erhöhen. Darüber hinaus soll die Langlebigkeit der Produkte nicht nur durch ein zeitloses Design, sondern auch durch den Einsatz besonders widerstandsfähiger Materialien und entsprechender Verarbeitungsschritte weiter verbessert werden. Des Weiteren ist HUGO BOSS Anfang 2022 eine Partnerschaft mit dem Schweizer Innovationsunternehmen HeiQ AeoniQ GmbH eingegangen. Gemeinsam arbeiten beide Unternehmen an der Entwicklung und Herstellung eines Zellulose-Filamentgarns, das einen kreislauffähigen und damit nachhaltigen Ersatz für Kunstfasern darstellen soll. In diesem Zusammenhang haben wir im Januar 2023 erstmals ein auf Basis dieser Technologie entwickeltes Poloshirt auf den Markt gebracht.
Bei der Entwicklung und Herstellung kreislauffähiger Produkte kommt dem Know-how unserer Mitarbeiter, vor allem in den Bereichen Design, Produktentwicklung und Beschaffung, eine besondere Bedeutung zu. Deshalb bilden Schulungen eine wichtige Maßnahme, um die Kenntnisse rund um kreislauffähige Materialien und Designs laufend zu erweitern und die Anwendung von Circular-Design-Prinzipien bei wesentlichen Arbeitsschritten sicherzustellen. Das bisherige Angebot an Online-Präsenztrainings zum Thema Circularity soll ab 2023 durch virtuelle Schulungen ersetzt und zugleich inhaltlich erweitert werden. Als relevanten Leitfaden hat HUGO BOSS Anfang 2022 zudem eine interne Circular Product Policy erarbeitet, deren wesentliche Bestandteile auch auf unserer Unternehmenswebsite veröffentlicht sind. Der Leitfaden wurde auf Basis bestehender sowie erweiterter Industriestandards entwickelt und umfasst wichtige Kriterien, um Circularity in der Design- und Entwicklungsphase sicherstellen zu können. Im Rahmen unserer Frühjahr/Sommer-2023-Kollektion haben wir erstmals gezielt Produkte entwickelt und hergestellt, die den definierten Circular-Design-Kriterien entsprechen, und diese für Kunden entsprechend gekennzeichnet.
Neben der Entwicklung und Herstellung kreislauffähiger Produkte möchte HUGO BOSS auch verstärkt zirkuläre Geschäftsmodelle etablieren. In diesem Zusammenhang bieten wir bereits heute in ausgewählten eigenen Stores einen Repair & Rewear Service an, um die Nutzungsdauer bereits verkaufter Produkte entsprechend zu verlängern. Darüber hinaus haben wir im Jahr 2022 die Online-Resale-Plattform „Pre-Loved“ gestartet, auf der zunächst Kunden in Frankreich gebrauchte BOSS und HUGO Produkte zurückgeben und kaufen können. In den kommenden Jahren ist der Rollout der Plattform auch in weiteren Ländern geplant.
Leistungsindikatoren
Während 2022 erstmals Teile unserer BOSS und HUGO Kollektionen direkt auf Basis der Circular Product Policy entwickelt und hergestellt wurden, arbeiten wir nunmehr daran, das gesamte Produktangebot auf Konformität hinsichtlich der in der Policy festgelegten Kriterien zu überprüfen. Dies soll es HUGO BOSS ermöglichen, künftig auch an dieser Stelle über den aktuellen Stand und die Fortschritte bei der Erhöhung des Anteils kreislauffähiger Produkte zu berichten.