Geschäftsbericht 2022

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Gesamtwirt­schaftliche Lage und Branchen­entwicklung

2022 von hoher makroökonomischer und geopolitischer Unsicherheit geprägt

Alle großen Volkswirtschaften verzeichneten spürbare Einschnitte

Branchenwachstum im Laufe des Jahres deutlich verlangsamt

Gesamt­wirtschaftliche Lage

Das Geschäftsjahr 2022 war durch ein insgesamt hohes Maß an makroökonomischen und geopolitischen Unsicherheiten geprägt. Während sich die weltweite Erholung von der COVID-19-Pandemie in den meisten Regionen fortsetzte, belasteten anhaltende Engpässe in den globalen Lieferketten, steigende Rohstoffpreise infolge des Kriegs in der Ukraine sowie die Konjunkturabschwächung in China vor dem Hintergrund lang anhaltender pandemiebedingter Einschränkungen die Weltwirtschaft. Darüber hinaus zogen die Energiepreise im Laufe des Jahres 2022 deutlich an, was zu einem Anstieg der weltweiten Inflation führte. Letztere wurde zunächst durch eine starke Erholung der Konsumausgaben nach dem Ende der weltweiten Lockdowns ausgelöst. Darüber hinaus verstärkte die deutliche Aufwertung des US-Dollars gegenüber den meisten anderen Währungen die Inflation außerhalb der USA und setzte die internationalen Finanzmärkte unter Druck, insbesondere in einzelnen Schwellenländern. Angesichts der sowohl in den USA als auch in Europa deutlich sichtbaren Preissteigerungen sahen sich die internationalen Entscheidungsträger gezwungen, die Geldmenge zu verringern und die Zinssätze zu erhöhen, mit dem Ziel, die Inflationsrate zu begrenzen.

Nach dem deutlichen Konjunkturanstieg im Jahr 2021 kam die sich nach der Hochphase der COVID-19-Pandemie zunächst abzeichnende wirtschaftliche Erholung 2022 zu einem abrupten Ende, da nahezu sämtliche großen Volkswirtschaften spürbare Einschnitte zu verzeichnen hatten. Vor diesem Hintergrund geht der Internationale Währungsfonds (IWF) in seinem im Januar 2023 veröffentlichten Bericht für das Jahr 2022 von einer Verlangsamung des weltweiten Wirtschaftswachstums auf 3,4 % aus (2021: 6,2 %), wobei es deutliche regionale und branchenspezifische Unterschiede gibt.

Wachstum der Weltwirtschaft1

(in %)

2022 (2021)EurozoneUSALatein-amerikaAsien²ChinaWelt3,5 (5,3)4,1 (7,6)2,0 (5,9)3,9 (7,0)4,3 (7,4)3,0 (8,4)3,4 (6,2)

Schätzung IWF.

Ohne Japan.

Nach Schätzungen des IWF hat sich das Wirtschaftswachstum in der Eurozone im Jahr 2022 auf 3,5 % verlangsamt (2021: 5,3 %). Die Invasion Russlands in der Ukraine hatte schwerwiegende wirtschaftliche Auswirkungen: höhere Energiepreise, ein schwächeres Konsumklima und eine verringerte Dynamik im Fertigungssektor aufgrund anhaltender Unterbrechungen der Lieferketten und steigender Inputkosten. Besonders schwerwiegend waren die Auswirkungen in den beiden großen Volkswirtschaften Deutschland und Frankreich, die ein vergleichsweise geringes Wachstum von lediglich 1,9 % bzw. 2,6 % verzeichneten (2021: 2,6 % und 6,8 %). Auch im Vereinigten Königreich verlangsamte sich das Wirtschaftswachstum spürbar und lag 2022 bei insgesamt 4,1 % (2021: 7,6 %), wobei die hohe Inflation die Kaufkraft schmälerte und eine restriktivere Geldpolitik die Konsumausgaben und die Unternehmensinvestitionen beeinträchtigte.

Nach Auffassung des IWF ist die US-Wirtschaft im Jahr 2022 um 2,0 % gewachsen (2021: 5,9 %). Der Rückgang des verfügbaren Realeinkommens lastete weiterhin auf dem Konsumklima, während der starke Anstieg der Zinssätze einen spürbaren Rückgang der Ausgaben zur Folge hatte. Auch in Lateinamerika verlangsamte sich das Wirtschaftswachstum im Jahr 2022 auf 3,9 % (2021: 7,0 %). Hauptgründe waren die Abschwächung des Wachstums wichtiger Partnerländer sowie die allgemeine Verschärfung der finanziellen Rahmenbedingungen.

In China führten COVID-19-Ausbrüche und entsprechende Lockdowns im Zuge der Null-COVID-Politik sowie die sich verschärfende Immobilienkrise zu einer Verlangsamung der Wirtschaftstätigkeit im Jahr 2022. Nach Schätzungen des IWF belief sich das Wachstum Chinas für das Gesamtjahr auf 3,0 % (2021: 8,4 %), was dem schwächsten Wirtschaftswachstum seit mehr als vier Jahrzehnten entspricht. Dies ist zugleich etwas niedriger als in der Region Asien (ohne Japan) insgesamt, für die der IWF ein Wachstum von 4,3 % (2021: 7,4 %) anführt. Mit einem Plus von 1,4 % im Jahr 2022 litt die Wirtschaft Japans unter einem Preisanstieg für Energieimporte sowie einem insgesamt schwächeren Konsum, da die Preissteigerungen das Lohnwachstum übertrafen (2021: 2,1 %).

Branchen­entwicklung

In der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 2022 setzte die globale Bekleidungsbranche ihre bereits während des Großteils des Jahres 2021 zu beobachtende Erholung von der COVID-19-Pandemie fort, wobei die Entwicklung regional stark variierte. Während die meisten Branchenakteure vor allem im ersten Halbjahr 2022 von einer robusten Verbrauchernachfrage profitierten, wurden die Bedingungen in der zweiten Jahreshälfte herausfordernder. So führten anhaltende Material- und Logistikengpässe, die Auswirkungen geopolitischer Spannungen und ein weiteres Anziehen der Produktions- und Frachtkosten im weiteren Jahresverlauf zu einem starken Anstieg der Inputkosten. Letzteres veranlasste die Unternehmen, die Preise für die Verbraucher zu einer Zeit zu erhöhen, in der sich das Konsumklima in wichtigen Märkten im Zuge der weltweit steigenden Inflation abzuschwächen begann.

Gemäß einer im November 2022 veröffentlichten gemeinsamen Studie von The Business of Fashion und der Unternehmensberatung McKinsey & Company verzeichnete die globale Bekleidungsbranche (ohne Berücksichtigung des Luxussegments) im ersten Halbjahr 2022 ein Umsatzplus von 11 % gegenüber dem Vorjahr. In der zweiten Jahreshälfte sanken die Branchenumsätze hingegen um –7 % bis –5 %. Dies ist in erster Linie auf die zunehmenden makroökonomischen Unsicherheiten und die damit verbundene Eintrübung der globalen Verbraucherstimmung zurückzuführen, aufgrund derer unternehmensspezifische Entwicklungen überschattet wurden.

In Europa setzte die Bekleidungsbranche in der ersten Jahreshälfte ihre bereits Mitte 2021 begonnene starke Erholung zunächst fort. Das Wachstum wurde durch einen insgesamt robusten lokalen Konsum und ein deutliches Anziehen des Binnentourismus beflügelt, während die Rückkehr internationaler Touristen – zusätzlich begünstigt durch die spürbare Abwertung des Euros – für zusätzlichen Auftrieb sorgte. Infolgedessen gehen The Business of Fashion und McKinsey & Company davon aus, dass die Branchenumsätze (ohne Berücksichtigung des Luxussegments) in der ersten Jahreshälfte 2022 um starke 31 % bis 33 % zulegten (H1 2021: 11 %), was zum Teil auch auf die lang anhaltenden pandemiebedingten temporären Storeschließungen in wichtigen europäischen Märkten im Vorjahreszeitraum zurückzuführen ist. In der zweiten Jahreshälfte 2022 dürften die Branchenumsätze jedoch um –9 % bis –7 % gesunken sein (H2 2021: +8 %), da die schwerwiegenden wirtschaftlichen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine – insbesondere der starke Anstieg der Energiepreise, der die Inflation auf breiter Basis anheizte – zu einer Eintrübung des allgemeinen Konsumklimas führten.

Auch im wichtigen US-Markt hat sich das Branchenwachstum im Laufe des Jahres 2022 deutlich abgeschwächt. Während die Bekleidungsbranche (ohne Berücksichtigung des Luxussegments) in der ersten Jahreshälfte noch ein solides Plus von 7 % bis 9 % verzeichnete (H1 2021: 21 %), reduzierte sich das Wachstum in der zweiten Jahreshälfte 2022 auf ein Niveau von lediglich 1 % bis 3 % (H2 2021: 15 %). Zwar waren die USA sowohl von den Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine als auch von COVID-19 weniger betroffen als Europa beziehungsweise China, doch schürten die hohe Inflation und der Zinsanstieg die Sorge vor einer möglichen Rezession und belasteten so die Verbraucherstimmung. Darüber hinaus führte die starke Aufwertung des US-Dollars gegenüber anderen wichtigen Währungen zu einer regionalen Verlagerung des Konsums, hauptsächlich in Richtung Europa.

In China verzeichnete die globale Bekleidungsbranche ein eher schwieriges Jahr, das vor allem von lang anhaltenden COVID-19-Ausbrüchen und entsprechenden Gesundheitsvorkehrungen einschließlich lang anhaltender temporärer Storeschließungen geprägt war. Darüber hinaus wirkte sich auch die fortdauernde Immobilienkrise negativ auf die Konsumausgaben aus. Laut The Business of Fashion und McKinsey & Company verzeichnete die Bekleidungsbranche (ohne Berücksichtigung des Luxussegments) in der ersten Jahreshälfte 2022 einen Umsatzrückgang von –7 % bis –5 % (H1 2021: +36 %), bevor sie in der zweiten Jahreshälfte zu einem verhaltenen Wachstum von 1 % bis 3 % zurückkehrte (H2 2021: 0 %).